Gesundheit
Die meisten Fernreiseziele werden über Flugreisen erreicht.
Die Anreise aus der Luft kann jedoch insbesondere bei Langstreckenflügen zu
verschiedenen gesundheitlichen Belastungen führen. Diese Belastungen sollte der
Reisende kennen, um bereits vor der Reise wichtige vorbeugende Maßnahmen treffen
zu können.
Welche wesentlichen gesundheitlichen Belastungen können während des Fluges
auftreten ?
Luftdruckschwankungen
Im Flugzeug herrschen Druckverhältnisse, wie man sie sonst in 2.400 Meter Höhe
antrifft. Der Luftdruck ist in dieser Höhe niedriger, wodurch die
Sauerstoffsättigung des Blutes sinkt. Für den Gesunden stellt diese Tatsache
kein Problem dar, da der Körper sich den veränderten Druckverhältnissen anpassen
kann. Anders jedoch bei Personen mit chronischen Erkrankungen bei denen der
Körper die ändernden Druckverhältnisse nicht ausreichend kompensieren kann.
Besonders betroffen sind dabei Personen mit Herz- und Kreislaufbeschwerden.
Statistiken haben gezeigt, dass weltweit rund 2.500 Personen jährlich an Bord
eines Flugzeuges sterben. Dabei handelt es sich in ca. 75 % der Fälle um ein
akutes Herz-Kreislauf Versagen (z.B. Herzinfarkt), das in aller Regel bei
Personen mit vorbestehenden Herzerkrankungen auftritt. Nicht zu unterschätzen
ist auch die Belastung des Herzens bei den Reisevorbereitungen ! So können
Stressfaktoren (wie z.B. Aufregungen bei der Anfahrt zum Flughafen, das Tragen
von schweren Gepäckstücken, Zeitdruck und die Sorge das Flugzeug zu verpassen)
sich summieren und auch bereits vor Abflug einen sog. kardialen Notfall (z.B.
Herzinfarkt) hervorrufen. In London Heathrow soll es nach Schätzungen einmal
wöchentlich zu einem kardialen Notfall mit Todesfolge kommen und in Chicago
befinden sich im Bereich des Flughafengebäudes aus diesem Grund alle paar Meter
ein Defibrillator.
Durch angeschwollene Schleimhäute (z.B. bei Schnupfen und Erkältungskrankheiten)
kann es ebenfalls zu einem mangelnden Druckausgleich und in der Konsequenz zu
einem sog. Barotrauma kommen. Dabei können Beschwerden wie Kopfschmerzen,
Hörminderung und Schwindelanfälle auftreten. Durch Hilfsmaßnahmen wie z.B.
Kauen, Schlucken, Gähnen, Saugen, etc. wird die Schlundmuskulatur aktiviert und
in der Folge ein Druckausgleich zum Mittelohr unterstützt.
Grundsätzlich gilt:
Personen mit akuten und chronischen Erkrankungen (insbesondere mit Herz-,
Kreislauf- und Lungenbeschwerden) sollten vor einer Flugreise immer einen Arzt
konsultieren und die persönliche Flugtauglichkeit überprüfen lassen ! Die
Situation ist immer im Einzelfall zu bewerten.
Geringe Luftfeuchtigkeit
Die Luft in der Kabine ist extrem trocken und kann insbesondere bei längeren
Flugstrecken unangenehme Austrocknungserscheinungen (Dehydratation) der oberen
Atemwege und auch der Augen hervorrufen. Der Körper benötigt durch die geringere
Luftfeuchtigkeit vermehrt Flüssigkeit (ca. die doppelte Trinkmenge wie im
Normalfall). Die Flüssigkeitsaufnahme, z.B. von Mineralwasser, Frucht- und
Gemüsesäften erleichtert dem Organismus die Flüssigkeitsbilanzierung und gibt
ihm hilfreiche Mineralien und Salze.
Strahlenbelastung
Beim Fliegen wirken verschiedene Strahlungen auf den Menschen ein, die in ihrer
Größenordnung v.a. von der Flughöhe, der geographischen Breite (die Strahlung
nimmt in Richtung Polnähe zu) und der Strahlendosis abhängen. Im Allgemeinen
werden die Auswirkungen der "Flug-Strahlung" auf die Gesundheit des Menschen
insgesamt als gering eingestuft.
Ausnahmen bilden jedoch das genetische Risiko (mit der Entstehung von
Fehlbildungen bei der Bildung von Keimzellen), mögliche Schädigungen während der
Embryonalentwicklung und ein erhöhtes Risiko für eine Krebsentstehung.
Sollten in der frühen Schwangerschaft daher mehrere Flüge unternommen werden,
ist insbesondere auf die Strahlenbelastung zu achten. Besonders wichtig sind die
Wochen der Hinrnentwicklung des Foeten (8. - 16 Schwangerschaftswoche). Der
Strahlen-Grenzwert liegt bei 0,5 mSV (Millisievert). Bereits bei einem
Normalflug von z.B. New York - Tokio liegt die Strahlenbelastung bei ca. 0,2 mSV.
Der Metalldetektor (Magnetstab) der vom Flughafen-Sicherheitspersonal verwendet
wird, stellt keine Gefährdung dar.
Flugsicherheit
Die Sorge um eine objektive wie subjektive Sicherheit beim Fliegen rückt
aufgrund des gegenwärtigen Zeitgeschehens immer mehr in den Mittelpunkt des
Interesses. Daher informieren und schulen professionelle Verbände wie z.B. der
Luftfahrtverband Berlin e.V. oder auch Flugunternehmen wie die Deutsche
Lufthansa Profis und Laien zum Thema Flugsicherheit. Von diversen Kursangeboten,
bis hin zu einschlägiger Literatur können sich sowohl Reisende als auch
Flugzeugpersonal bezüglich ihrer Flugsicherheit informieren und fortbilden.
Für welche Personengruppen sind Flugreisen eingeschränkt bzw. nicht geeignet ?
Schwangere ab dem 9. Monat dürfen offiziell keine Flugreisen mehr unternehmen.
Im 8. Monat kann bei Vorlage eines fachärztlichen Zeugnisses, dass mit einer
vorzeitigen Entbindung nicht zu rechnen ist, eine Flugreise unternommen werden.
Im Allgemeinen bestehen bis zum 7. Schwangerschaftsmonat (bei komplikationslosem
Schwangerschaftsverlauf und fehlenden Hinweisen für eine Frühgeburt oder einen
Abort) grundsätzlich keine Bedenken für eine Flugreise.
Personen mit Bluthochdruck (kritisch für die Flugtauglichkeit ist ein Blutdruck
über 200/120 mmHg, wobei der "untere Wert" in diesem Fall der Ausschlaggebende
Wert ist)
Personen mit zurückliegenden Herzinfarkt dürfen für mindestens 6 Wochen nicht
fliegen. Zu welchem Zeitpunkt der Patient nach einem "frischen" Herzinfarkt
wieder fliegen kann, hängt von vielen individuellen Faktoren ab und kann nur
durch ärztliche Untersuchungen ermittelt werden. Unter Umständen kann es auch
mehrere Monate andauern bis sich das Herz wieder "stabilisiert" hat und die
Druckbelastungen beim Fliegen wieder kompensieren kann.
Personen mit Herz- und/oder Kreislaufbeschwerden bzw. -krankheiten sollten vor
dem Flug unbedingt die Flugtauglichkeit bei ihrem Arzt überprüfen lassen.
Ältere Personen mit Zerebralsklerose ("Verkalkungen der Gehirngefäße") können
durch die Minderdurchblutung des Gehirns ein erhöhtes Risiko für einen Infarkt
der Gehirngefäße (TIA, "Gehirnschlag") haben und sollten sich vor Abreise mit
ihrem Arzt besprechen.
Patienten mit stark eingeschränkter körperlichen Belastbarkeit von unter 50 Watt
sollten
keine Flugreisen unternehmen. Die körperliche Belastbarkeit bei Personen v.a.
mit chronischen Herz- und Lungenerkrankungen sollte daher vor der Abreise
geprüft werden.
Patienten nach operativen medizinischen Eingriffen müssen allgemeine
"Erholungsphasen" des Körpers einhalten bevor Flugreisen unternommen werden
können. Dabei gilt eine Wartezeit für z.B. Bilddarmoperationen von ca. 10 Tage,
bei Darmoperationen von bis zu 6 Wochen, Lungenoperationen von 6 - 9 Monate,
Bypassoperationen von bis zu 2 Wochen, Operationen im Mittelohrbereich von bis
zu 10 Tagen, Tonsillektomie ("Mandelentfernung") von 10 - 14 Tage und eine
Kataraktoperation von bis zu 4 Wochen.
Thrombose gefährdete Personen sollten sich vor der Abreise über ihr persönliches
Risiko beim Arzt erkundigen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen.
Personen mit akuten Erkrankungen
Worauf ist während der Flugreisen grundsätzlich zu achten ?
Thrombose Prophylaxe (insbesondere bei Risikopersonen !) beachten und
durchführen
Die "innere Uhr" sollte bei einer Zeitverschiebung dem neuen Wach- und
Schlafrhythmus angepasst werden.
Regelmäßiges und häufiges Trinken ist wichtig ! Denn es beugt der Austrocknung
des Körpers (Dehydratation) und der Haut vor.
Persönliche Medikamente, die regelmäßig benötigt werden, sollten auf Reisen
immer mitgeführt und im Notfall griffbereit sein (z.B. Nitrospray, Betamimetikum,
etc.)
Bei Luftturbulenzen sollte der Sicherheitsgurt angelegt werden, damit man bei
plötzlichem "Durchsacken" des Flugzeuges durch ein Luftloch nicht aus dem Sitz
geschleudert wird.
Schwangere sollten während des Fluges den Sicherheitsgurt tief über den
Beckengürtel verlaufen lassen !
Kinder sollten während Sinkflügen nicht schlafen ! Müttern mit Säuglingen und
Kleinkindern wird empfohlen, beim Verlassen der Reiseflughöhe dem Säugling die
Flasche zu geben um durch das Lutschen am Sauger dem Säugling den nötigen
Druckausgleich zu erleichtern. Bei Kleinkindern kann dieser Effekt durch das
Lutschen von Bonbons oder das Kauen von Kaugummi erreicht werden.
Wer zu Reiseübelkeit neigt, sollte Medikamente gegen Reiseübelkeit in greifbarer
Nähe mit sich führen und bei Bedarf rechtzeitig einnehmen.
Die Temperaturen können bei Tag- und Nachtflügen schwanken. Durch das Mitführen
von leichter und warmer Kleidung im Handgepäck können die Temperaturdifferenzen
ausgeglichen werden (sofern die Temperaturregulation in der Flugzeugkabine nicht
ausreichend ist).
Flugangst
Umfragen haben ergeben, dass bis zu 50 % aller Passagiere während ihres Fluges
Anzeichen von Flugangst zeigen. Die Ausprägungsart und -stäke variiert je nach
persönlicher Veranlagung. Die Beschwerden fallen dabei sehr unterschiedlich aus
und reichen von Nervosität, Unbehagen, beschleunigter Atmung, Herzrasen,
Schweißausbrüchen, Durchfall bis hin zu massiven Panikattacken und
Vernichtungsängsten.
Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein, z.B. die Enge im Flugzeug, das
Gefühl eingeschlossen und der Situation "ausgeliefert" zu sein, Höhenangst aber
auch persönliche Konfliktsituationen und Schlüsselerlebnisse (z.B. Flug mit
starken Turbulenzen).
Neben gezielten technischen Informationen über das Fliegen können durch
verhaltenstherapeutische Kurse, Seminare und/oder Einzeltherapien die seit 1979
erfolgreich durchgeführt werden, Bewältigungsstrategien und körperliche
Entspannungsübungen erlernt werden, die den Umgang mit Flugangst schulen. Nach
Abschluss der Seminare haben bis zu 80 % der Teilnehmer Strategien zur Kontrolle
der persönlichen Ängste erlernt, um das Aufschaukeln der Angst zu Panikattacken
zu vermeiden.
Wie kann man Flugangst vorbeugen ?
Entspannungstechniken z.B. autogenes Training, Atemübungen, Ablenkung durch
fremde Tätigkeit (Lesen, Musik hören, Unterhaltung, usw.), etc.
Teilnahme an Kursen oder Seminaren gegen Flugangst
Economy-Class-Syndrom
Lange Flugreisen über mehrere Stunden begünstigen das Risiko einer
Thrombosebildung. Durch die Bewegungseinschränkung und das lange still Sitzen
unter beengten Verhältnissen - vor allem in der Touristenklasse (man spricht
daher auch von einem Economy-Class-Syndrom) - werden die Venen in der Kniekehle
und in der Leiste abgenickt. Der Rückstrom des Blutes wird dadurch verlangsamt.
Zum Personenkreis der Reisenden mit erhöhtem Thromboserisiko gehören v.a.
Patienten mit Venenerkrankungen (wie z.B. Krampfadern, Venenentzündungen), oder
Herzinsuffizienz, sowie ältere Menschen, Schwangere und Frischoperierte.
Rauchen, Übergewicht und die "Pille" stellen zusätzliche Risikofaktoren dar.
Richtig vorbeugen hilft - Bewegung ist am wichtigsten
Jetlag
Wenn die innere Uhr "umgestellt"
wird
Bei Langstreckenflügen über die Längengrade hinweg, entstehen für den Fluggast
Zeitverschiebungen die von seinem biologischen Rhythmus abweichen. Nicht nur der
Schlaf- und Wachrhythmus wird durchbrochen sondern auch der regelmäßige Ablauf
einer Vielzahl verschiedenster Körperfunktionen die einer 24-Stunden Periodik
unterliegen. Es kommt zum "Syndrom der Zeitverschiebung". Typische Beschwerden
sind dabei ein Erschöpfungsgefühl, Minderung der Reaktionsfähigkeit,
Einschränkung der Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit, sowie ein
Hungergefühl zu den "unpassendsten Zeiten" oft gepaart mit einem ebenso zeitlich
"unorientierten" Harn- und Stuhldrang.
Ratschläge gegen Jetlag
Wie kann man den Störungen der "inneren Uhr" des Körpers durch die
Zeitzonenverschiebung am besten begegnen ?
Nach Ankunft am Zielort sich der Ortszeit anpassen.
Ausreichend viel Schlaf in der ersten Nacht.
Nahrungsmittel können den Schlaf- und Wachrhythmus stimulieren
Leicht verdauliche kohlenhydratreiche Speisen stimulieren den Schlaf,
eiweißreiche Nahrung fördert den Wachzustand