zurück zur Übersicht

 

Die "Rote Liste" des Welterbes

(Stand: 6. Juli 2004)

In der Liste des Welterbes führt das Zwischenstaatliche Komitee der UNESCO für den Schutz des Natur- und Kulturerbes derzeit 35 Stätten als "besonders gefährdet". Diese Welterbestätten sind durch Verfall, die Einwirkung von Krieg oder Naturkatastrophen oder durch Bauprojekte bedroht. Für ihren Erhalt sind umfangreiche Maßnahmen notwendig.

Kulturlandschaft und archäologische Stätten des Bamiyan-Tals, Afghanistan: Zum Kulturerbe im Bamiyan-Tal gehören die Überreste der beiden Buddha-Statuen aus dem 5. und 6. Jahrhundert, mit 53 und 38 Meter die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt. Nach ihrer gewaltsamen Zerstörung durch die Taliban im März 2001 sind sie ein Mahnmal gegen religiösen Fanatismus und Intoleranz. Im Juli 2003 hat die UNESCO die Überreste der Statuen und die zahlreichen buddhistischen Klosteranlagen und Heiligtümer sowie Festungsbauten aus islamischer Zeit in die Welterbeliste aufgenommen. Das Tal wurde wegen der vorhandenen Schäden, der Gefährdung durch Plünderer, illegalen Kunstraub und noch nicht entsorgter Personenminen auch in die "Rote Liste" des gefährdeten Welterbes eingetragen.

Minarett und Ruinen von Jam, Afghanistan. Das Minarett von Jam ist stark beschädigt. Die archäologischen Fundstätten in der Umgebung des Minaretts weisen Spuren illegaler Grabungen auf. Auch die Bürgerkriegswirren in Afghanistan hinterließen ihre Spuren. Die UNESCO hat die Stätte im Juni 2002 gleichzeitig mit der Anerkennung als Welterbe auf die "Rote Liste" gesetzt.

Ruinen von Abu Mena, Ägypten. Die Ruinen der frühchristlichen Stadt Abu Mena sind durch Überschwemmung infolge eines dramatischen Anstiegs des Grundwasserspiegels bedroht, der durch ein landwirtschaftliches Entwicklungsprogramm verursacht wurde. Eine Reihe von Gebäuden drohen einzustürzen, so dass die Kulturerbestätte für die Öffentlichkeit gesperrt werden musste. Im Dezember 2001 hat das UNESCO-Welterbekomitee Abu Mena als besonders gefährdet eingestuft.

Ruinenstadt Butrint, Albanien: Während der Wirren in Albanien Anfang 1997 sind die archäologische Stätte und ihr Museum geplündert worden. Das Welterbekomitee hat Butrint im Dezember 1997 auf die "Rote Liste" gesetzt und ist bemüht, die Schutzmaßnahmen, Management und Konservierung zu verbessern.

Ruinenstadt Tipasa, Algerien: Die antike Ausgrabungsstätte mit Relikten punischer und römischer Architektur ist von Verfall, durch Vandalismus und durch Baumaßnahmen in der Umgebung der Welterbestätte bedroht. 2001 hatte das Welterbekomitee 35.000 US-Dollar als Soforthilfe zur Rettung des Kulturerbes bereit gestellt. Eine Expertenmission kam jedoch zu dem Ergebnis, dass sich die Situation kaum verbessert hat. Das Komitee setzte Tipasa deshalb im Juni 2002 auf die Rote Liste. Es folgte damit den Empfehlungen der Expertenmission: Zum Schutz der Welterbestätte soll eine Pufferzone eingerichtet werden. Für die langfristige Erhaltung und eine verantwortungsvolle touristische Nutzung ist ein umfassender Managementplan erforderlich.

Der ummauerte Teil von Baku, Aserbaidschan, mit dem Palast der Khane von Schirwan und dem Kys-Kalassy-Turm erlitt durch ein Erdbeben im November 2000 bedeutende Schäden. Ein Konservierungsplan für das Kulturerbe fehlt. Die UNESCO hat Baku im Juli 2003 als gefährdet eingestuft.

Nationalpark Simien, Äthiopien: Die Eintragung in die Rote Liste erfolgte 1996, da die Zahl der vom Aussterben bedrohten Simien-Füchse und Walia-Steinböcke unter die kritische Grenze von 20 bzw. 250 Tieren gefallen ist.

Königspaläste von Abomey, Benin: Die Königspaläste und das Museum erlitten infolge eines Tornados im März 1984 schweren Schaden. Die Welterbestätte wurde deshalb 1985 als besonders gefährdet eingestuft. Zu ihrer Rettung wurden umfassende Erhaltungsmaßnahmen gestartet.

Nationalpark Comoé, Côte d'Ivoire: Im Juli 2003 hat die UNESCO den Naturpark auf die Liste des bedrohten Welterbes gesetzt. Er ist durch die gegenwärtigen Unruhen in Côte d'Ivoire sowie durch Wilderei und Überweidung bedroht.

Naturschutzgebiet Nimba-Berge, Côte d' Ivoire/Guinea: Die Nimba-Berge wurden 1992 auf die Rote Liste gesetzt. Der Grund hierfür war die Gefährdung durch Bergwerkprojekte und die Ausweitung der Landwirtschaft. Hinzu kamen Umweltprobleme infolge des Zustroms von Flüchtlingen in den guineischen Teil der Naturerbestätte.

Kölner Dom, Deutschland: Am 5. Juli 2004 hat das UNESCO-Welterbekomitee den Kölner Dom auf die Liste des Welterbes in Gefahr gesetzt. Das Komitee traf diese Entscheidung wegen der Gefährdung der visuellen Integrität des Doms und der einzigartigen Kölner Stadtsilhouette durch die Hochhausplanungen auf der dem Dom gegenüberliegenden Rheinseite.

Nationalpark Sangay, Ecuador: Aufgrund der Bedrohung durch Wilderer, illegale Beweidung und den Bau einer durch den Park führenden Straße wurde Sangay 1992 in die Rote Liste eingetragen.

Biosphärenreservat Rio Plátano, Honduras: Die Schutzflächen des Plátano-Stromgebiets mit Mangrovensümpfen und Wäldern sind durch intensive landwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Weitere Kriterien für die 1996 erfolgte Eintragung in die Rote Liste waren die unkontrollierte Jagd auf wildlebende Tiere und die Schwächung des Ökosystems infolge eines unzureichenden Umweltmanagements.

Wildschutzgebiet Manas, Indien: Das Welterbekomitee hat Manas 1992 aufgrund massiver Schädigungen des Parks und seines Ökosystems als besonders gefährdet eingestuft. Die Populationen verschiedener Tierarten, die in dem Schutzgebiet beheimatet sind, haben sich vermindert und sind von Wilderern bedroht. 1992-93 wurden 33 Nashörner getötet. Für Erhaltungsmaßnahmen wurden sechs Millionen US-Dollar bereitgestellt.

Tempelbezirk von Hampi, Indien: Der Bau und die Straßenanbindung von zwei Hängebrücken und die damit verbundene Zunahme des Güterverkehrs bedrohen das natürliche Umfeld und die Integrität des Tempelbezirks von Hampi. Wegen des Straßenbaus wurde bereits ein bedeutendes historisches Monument innerhalb des geschützten Bezirks abgetragen und musste rekonstruiert werden. Aufgrund dieser mit der Welterbekonvention unvereinbaren Baumaßnahmen hat die UNESCO die Kulturstätte 1999 zum gefährdeten Welterbe erklärt.

Assur, Irak. Im Juli 2003 hat die UNESCO die antike assyrische Hauptstadt Assur in die Liste des Welterbes aufgenommen und gleichzeitig auf die Rote Liste gesetzt. Assur am Ufer des Tigris war vor dem Irak-Krieg durch ein Staudamm-Projekt gefährdet. Die Zukunft und die Unversehrtheit Assurs sind nicht ausreichend gesichert.

Zitadelle von Bam, Iran. Die Zitadelle von Bam wurde im Juli 2004 neu in die Welterbeliste und zugleich in die Rote Liste aufgenommen. Bam wurde am 26. Dezember 2003 von einem Erdbeben der Stärke 6,5 heimgesucht, dem über 26.000 Menschen zum Opfer fielen.

Medina von Zabid, Jemen: Große Teile der historischen Altstadt von Zabid sind vom Verfall bedroht. Etwa 40 Prozent der ursprünglichen Gebäude mussten modernen Bauten weichen. Die Eintragung in die Rote Liste erfolgte im November 2000.

Altstadt von Jerusalem mit Stadtmauern: Die Altstadt und die Stadtmauern Jerusalems wurden 1981 auf Antrag Jordaniens zum Weltkulturerbe erklärt. 1982 erfolgte die Eintragung auf die Liste des gefährdeten Erbes. Die UNESCO wacht darüber, dass die Kulturdenkmäler dreier Weltreligionen, des Judentums, des Christentums und des Islams, bewahrt werden.

Nationalpark Garamba, Demokratische Republik Kongo (vormals Zaire): Der Nationalpark war bereits von 1984 bis 1992 auf der Liste des gefährdeten Welterbes verzeichnet, da die dort lebenden weißen Nashörner vom Aussterben bedroht waren. Durch internationale Maßnahmen konnte die Population gerettet werden. Die Gefährdung des weißen Nashorns durch Wilderer veranlasste das Welterbekomitee, den Park 1996 erneut auf die Rote Liste zu setzen.

Nationalpark Kahuzi-Biega, Demokratische Republik Kongo: Der Naturpark wurde 1997 in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen. Teile des Parks sind entwaldet, die Anlagen wurden geplündert und teils zerstört, das Parkpersonal ist größtenteils geflohen.

Nationalpark Virunga, Demokratische Republik Kongo: Der Nationalpark ist durch den massiven Zustrom von Flüchtlingen aus Ruanda gefährdet. Damit verbunden sind Schädigungen durch Abholzung und Wilderei. Die Eintragung in die rote Liste erfolgte 1994.

Das Okapi-Tierschutzgebiet, Demokratische Republik Kongo, das erst 1996 auf die Liste des Welterbes gesetzt worden war, wurde bereits ein Jahr später als besonders gefährdet eingestuft. Während der bewaffneten Konflikte 1997 wurden Einrichtungen geplündert und Elefanten getötet; der größte Teil des Personals ist aus dem Naturschutzpark geflohen.

Nationalpark Salonga, Demokratische Republik Kongo: Der Nationalpark Salonga war die einzige der fünf Welterbestätten aus der Demokratischen Republik Kongo, die bislang nicht in der Roten Liste verzeichnet war. Durch seine Lage im Zentrum des Landes war der Park weniger von den anhaltenden bewaffneten Konflikten im Kongo betroffen. Jedoch gefährden Wilderei und andere Eingriffe in den Naturhaushalt (Wohnungsbau) die Integrität dieses Naturerbes, den das Welterbekomitee deshalb 1999 als besonders gefährdet eingestuft hat. Zur Erhaltung der fünf Naturerbestätten im Kongo hat die UNESCO ein Projekt zum Schutz der biologischen Vielfalt, zur besseren Ausstattung und Ausbildung des Parkpersonals gestartet. Hierfür wird eine Summe von 4,1 Millionen Dollar bereitgestellt. Finanziert wird das Projekt größtenteils von der United Nations Foundation.

Moscheen, Mausoleen und Friedhöfe von Timbuktu, Mali: Die Welterbestätte wurde 1990 auf die Rote Liste gesetzt. Der Grund hierfür war die Gefährdung der Bauwerke durch natürlichen Verfall, Verwitterung und mangelnde Pflege sowie fehlende fachkundige Restauration.

Tal von Kathmandu, Nepal: Das einzigartige architektonische Design der Königsstädte Kathmandu, Patan und Bhaktapur wird durch unkontrollierte Bauprojekte beeinträchtigt. Das Welterbekomitee sprach sich im Juli 2003 für die Eintragung der Kulturerbestätte in die Rote Liste aus.

Naturparks Aïr und Ténéré, Niger: Die Parks Aïr und Ténéré wurden durch bewaffnete Konflikte geschädigt. Mit der Eintragung in die Liste des gefährdeten Welterbes 1992 entsprach das Welterbekomitee dem Wunsch der Regierung von Niger, einen internationalen Appell für den Schutz der Naturerbestätte auszurufen. Nach dem Friedensabkommen 1995 wurde mit einem Erhaltungsprojekt begonnen.

Die Festung und die Shalimar-Gärten in Lahore, Pakistan: Das vor 375 Jahren erbaute Bewässerungssystem und die Ummauerung der Shalimar-Gärten in Lahore wurden durch die Verbreiterung einer an die Gärten angrenzenden Straße teilweise zerstört. Die Eintragung in die Rote Liste im November 2000 erfolgte auf Wunsch der pakistanischen Regierung.

Ruinenstadt Chan Chan, Peru: Die Ruinenstadt wurde 1986 als Weltkulturerbe anerkannt und aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustands infolge von Verwitterung und Erosion gleichzeitig auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. An der Konservierung der archäologischen Zone von Chan Chan beteiligen sich internationale Fachleute.

Reisterrassen in den philippinischen Kordilleren, Philippinen. Der Schutz und die nachhaltige Entwicklung der empfindlichen Kulturlandschaft der Reisterrassen ist wegen eines fehlenden Monitoring-Programms und eines unzureichenden Management-Plans gegenwärtig nicht gewährleistet. Das Welterbekomitee der UNESCO hat die Reisterrassen im Bergland von Ifugao deshalb im Dezember 2001 als gefährdet eingestuft.

Nationales Vogelschutzgebiet Djoudj, Senegal: Das im Delta des Flusses Senegal gelegene Vogelschutzgebiet Djoudj hat die UNESCO im November 2000 in die Rote Liste eingetragen. Es ist durch die Überwucherung mit einer schädlichen Wasserpflanze gefährdet.

Ruinen von Kilwa Kisiwani und Songo Mnara, Tansania: Das Welterbekomitee hat die Ruinen der beiden ehemaligen Seehäfen am 5. Juli 2004 auf die Rote Liste gesetzt, weil sie durch Erosion zu zerstören drohen. Mangelhafte Erhaltungsmaßnahmen und ein schlechtes Management haben zum Verfall der Gebäude geführt.

Nationalpark Ichkeul, Tunesien: Die Errichtung von Staudämmen hat zur Austrocknung der Feuchtgebiete des Parks geführt. Hierdurch werden Pflanzen- und Vogelwelt gefährdet. Die Naturerbestätte ist deshalb seit 1996 auf der Liste des bedrohten Welterbes verzeichnet.

Nationalpark Everglades, Vereinigte Staaten von Amerika: Das Welterbekomitee hat den Nationalpark 1993 als besonders gefährdet eingestuft. Die Ursachen für die Schädigungen des Parks sind Übernutzung durch Tourismus, Verschmutzung durch Düngemittel, die Vergiftung des Fisch- und Wildbestands durch Quecksilber und das Absinken des Wasserspiegels. Zur Wiederherstellung des natürlichen Ökosystems sind umfangreiche Schutzmaßnahmen erforderlich.

Nationalpark Manovo-Gounda St. Floris, Zentralafrikanische Republik: Wilddiebe haben nahezu 80 Prozent des Wildbestands getötet. Außerdem wird der Park illegal als Weideland genutzt. Die Eintragung auf die Rote Liste hat das Welterbekomitee auf seiner 21. Sitzung im Dezember 1997 beschlossen.

Mit der Eintragung in die "Rote Liste" will die UNESCO die Aufmerksamkeit der politisch Verantwortlichen und das öffentliche Interesse am Schutz der weltbedeutenden Kultur- und Naturerbestätten wecken, die durch menschliche Eingriffe oder Naturkatastrophen gefährdet sind. Die Rote Liste des Welterbes wird jährlich auf der Tagung des Welterbekomitees überprüft.

Welterbe-Fonds

Im Rahmen der Welterbe-Konvention hat die UNESCO einen Welterbe-Fonds eingerichtet. Aus dem Fonds werden Projekte zur Vorbereitung von Nominierungen, Soforthilfen für Notfälle, die Ausbildung von Fachpersonal und technische Kooperationsprojekte finanziert.

Spenden für den Welterbefonds können (bitte mit Angabe der vollständigen Adresse) an die Deutsche UNESCO-Kommission überwiesen werden:

Spendenkonto:
Deutsche UNESCO-Kommission
Konto-Nr. 4359 3003
Sparkasse Bonn, BLZ 380 500 00
Stichwort "Welterbefonds"